RESTAURIERUNG
Restaurieren bedeutet im engeren Wortsinn "wiederherstellen". Je nach Objekt und Material werden dabei unterschiedliche Techniken angewandt. Im Gegensatz zur Renovierung, also Erneuerung, wird bei der Restaurierung die störende Veränderung zurückgenommen, sodass eine Malerei, eine Architektur, ein archäologischer Fund, ein Fahrzeug oder ein Film nur teilweise in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Hier muss aber zwischen Restaurierung und Rekonstruktion unterschieden werden.
Der internationale Museumsverband fasst den Begriff der Restaurierung wie folgt: Als Restaurierung werden alle Handlungen verstanden, die Wahrnehmung, Wertschätzung und Verständnis für ein Objekt fördern (s. Definition des internationalen Museumsverbands ICOM in: Ethische Richtlinien für Museen, Hg. Internationaler Museumsverband ICOM). Insofern unterscheidet sich die Restaurierung von der Konservierung, die dazu dient, ein Objekt zu bewahren, um es vor Verfall zu schützen. Einige Techniken dienen beiden Absichten. So kann zum Beispiel die Reinigung einen Gegenstand sichtbar machen und zu seinem Erhalt beitragen. Die Richtlinien für Konservierung und Restaurierung stehen im internationalen "Code of ethics" (s. Ethische Richtlinien für Museen, Hg. Internationaler Museumsverband ICOM).
Einer Restaurierung liegt das Konzept der Werkgeschichte zugrunde. Je nach Objekt und Absicht kommt den Leitbildern der Restaurierung eine unterschiedliche Priorität zu. Die Werkgeschichte ergibt sich aus der Originalsubstanz. Damit ist der Zustand des Objekts zum Zeitpunkt der Restaurierung gemeint. Er erlaubt eine Bestandsaufnahme, aus der sich die Werkgeschichte ergibt. Anhand dieser Geschichte lässt sich entscheiden, welche Teile des Objekts erhalten bleiben sollen und welche Teile entfernt werden können. Entfernt werden irreguläre Eingriffe, Fremdkörper oder eine Patina.
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Ein weiteres Problem, das sich einem Restaurator stellt, ist die Frage der Reversibilität. Der Restaurator stellt sich die Frage, welche unzulässigen Veränderungen rückgängig gemacht werden können. Da bei der Restaurierung die Eingriffe am Objekt auf ein Minimum beschränkt werden sollen, wird heute nach Möglichkeit darauf verzichtet, ein Objekt durch Ergänzung neuer Materialien zu rekonstruieren. Stellt sich heraus, dass die Veränderungen am Objekt irreversibel sind, wird die Werkgeschichte dokumentiert. Auf diese Weise ist es möglich, ein Duplikat zu rekonstruieren oder die Veränderungen am Objekt durch Abtragen von Materialschichten an einer begrenzten Fläche sichtbar zu machen.
Da eine Restaurierung eine möglichst geringe Berührung des Objekts anstrebt, sind auch der Konservierung enge Grenzen gesetzt. Die Alterung soll unter Kontrolle gehalten werden, ohne das Objekt zu versiegeln oder einzufrieren. Neben dem Objektverständnis und dem Begriff der Werkgeschichte spielt hier der Aspekt eine Rolle, dass zukünftige Generationen möglicherweise über bessere Mittel der Restaurierung verfügen werden. Ein Objekt, das nicht restauriert werden kann, soll restaurierbar bleiben.
Das Ergebnis einer Restaurierung ist nicht die Rekonstruktion, sondern die Lesbarkeit des Objekts. Ein restauriertes Objekt soll seine ursprüngliche Intension oder Aussage zeigen, aber auch die Umdeutungen durch seine Veränderung. Der vorhandene Zustand soll aus der Werkgeschichte heraus verständlich werden. Dabei darf der Restaurator keine interpretatorischen Veränderungen vornehmen. Seine Aufgabe besteht darin, durch seine Arbeit am Objekt, den ursprünglichen Zustand und die Veränderungen am Objekt durch menschliche Eingriffe oder Alterung zu dokumentieren.
Überholt sind dagegen Begriffe wie Werktreue oder Originalverständnis. Sie legen Vermutungen nahe, die sich nicht belegen lassen und Eingriffe in das Objekt, die lediglich der Interpretation des Restaurators entsprechen. Falls Originalmaterialien bei der Restaurierung eingesetzt werden, dient das heute lediglich der Lesbarkeit oder der Konservierung. Der Einsatz von Originalmethoden bei der Restaurierung gilt heute als überholt.